Extremistische Rattenfänger und Populisten sind in den letzten Jahren anscheinend immer lauter geworden. Leute sitzen allen Ernstes vor einem Millionenpublikum in Talkshows und beschweren sich, dass man »ja heute gar nichts mehr sagen« dürfe. In Zeiten von »alternativen Fakten« und grassierendem Antiintellektualismus haben Vernunft und Logik es gar nicht so leicht. Dr. Thomas Thielen, promovierter Philologe, Diskursethiker, Argumentlogiker und Rockmusiker, kennt sehr genau die Strategien, mit denen Extremist:innen auf Stimmenfang gehen und hatte sich auf Einladung von Herrn Horlitz bereiterklärt, einen Seminartag für Interessierte aus dem 13. Jahrgang zu gestalten.
Bei »Klare Kante« ging es nicht vorrangig darum, dumpfe Parolen mit cleveren Antworten zu parieren, sondern um das tiefere Verstehen philosophischer Grundfragen. Welche Scheinargumente begegnen einem in Debatten? Welche Denkfehler nutzen Populisten aus, um Menschen zu etwas zu bringen? Wie ist eigentlich die Menschenwürde begründet? Warum gilt sie nicht nur für Deutsche? Welcher Logik folgt eine vernünftige Gesetzgebung? Was ist Vernunft überhaupt? Und was hat das mit Gott zu tun? Was können wir überhaupt denken? Und wie? Anstatt fertige Antworten oder ein Sprach- und Schlagfertigkeits-Coaching zu liefern, nahm uns Thomas Thielen mit auf ein Abenteuer des Denkens und einen philosophischen Crashkurs. Denn wer gelernt hat, klar zu denken, der lässt sich so schnell nichts mehr vormachen.
Wir haben hinter die Dinge und Worte geschaut. In einer philosophischen Gipfelwanderung haben wir uns mit den Ideen großer Denker beschäftigt: Parmenides, Zenon von Elea, Charles de Montesquieu, Platon, Immanuel Kant, Nikolaus von Kues, Giovanni Pico della Mirandola, Ludwig Wittgenstein, Werner Heisenberg und auch der weniger bekannte Schweizer Philosoph Urs Schällibaum. Überraschend tauchte sogar Methusalix aus dem gallischen Dorf von Asterix auf, der sich mit einem drei- bis vierfachen Selbstwiderspruch die alten Knochen brach.
Im Finale der Veranstaltung trainierten wir praktisch, wie man angesichts von Demagogen und Hetzern und in toxischen Beziehungen Haltung und Gesicht bewahrt – und man die Verführer wie beim diskursiven Wing-Tsun im besten Fall sich selbst zerlegen lässt. Noch ein wenig praktische Persönlichkeitspsychologie und wir konnten unsere argumentativen Krallen im Debattenkampf schärfen. Klar, Populisten sind doof – aber das Seminar ging über diese einfache Erkenntnis hinaus: Anstatt fertige Antworten zu liefern, begleitete uns Thielen auf ein Abenteuer des Denkens.
Wir danken Thomas Thielen für das inspirierende Seminar und der Konrad-Adenauer-Stiftung, die uns diese bereichernde Veranstaltung ermöglicht hat.
(St. Horlitz)